Ausland

Israel ruft die regierenden Demokraten und die oppositionellen Republikaner in den USA dazu auf, die Gründung eines palästinensischen Staates zu verhindern. Das käme einer Belohnung der Terrororganisation Hamas für ihren Überfall auf Israel gleich, sagte Außenminister Israel Katz gestern.

Das Verhältnis zwischen der rechtsgerichteten israelischen Regierung und US-Präsident Joe Biden ist zunehmend angespannt. Katz versucht mit seinem Appell nun offenbar im laufenden Wahlkampf für die Position der israelischen Regierung zu werben. Die EU-Staaten Irland, Spanien, Slowenien und Malta planen, noch diesen Monat einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Sie betrachten eine Zweistaatenlösung als unerlässlich für einen dauerhaften Frieden.

USA fordern Nachkriegsplan von Israel

Der Sicherheitsberater der US-Regierung, Jake Sullivan, fordert von Israel unterdessen eine politische Strategie, die eine dauerhafte Niederlage der Hamas, die Freilassung aller Geiseln und eine bessere Zukunft für den Gazastreifen gewährleistet. Das teilte die US-Regierung nach Gesprächen von Sullivan mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit. Es sei unter anderem um Möglichkeiten gegangen, die sich für Israel sowie das palästinensische Volk ergeben könnten.

Jordanien für Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen

Jordanien forderte gestern internationale Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen, die das israelische Militär laut dem Land bei seinem Einsatz im Gazastreifen begangen habe. Die Verantwortlichen für dokumentierte Verbrechen müssten vor Gericht gestellt werden, sagte der jordanische Außenminister Ajman Safadi.

Er äußerte sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem UNO-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser (UNRWA). Die Organisation der Vereinten Nationen betreut rund 1,6 Millionen registrierte palästinensische Flüchtlinge im Gazastreifen sowie Palästinenser in Jordanien, im Libanon, in Syrien und im Westjordanland.

Im Gazastreifen sind nach Angaben der von der Hamas beherrschten Gesundheitsbehörde seit Beginn der israelischen Militäroffensive nach dem Überfall der Terrororganisation mit 1.200 Toten und Hunderten Entführten mindestens 35.456 Menschen getötet worden. Mindestens 79.476 Palästinenserinnen und Palästinenser seien verletzt worden. Die Vereinten Nationen haben die Angaben der Gesundheitsbehörde mehrfach als glaubhaft bezeichnet. Die Gesundheitsbehörde unterscheidet allerdings nicht zwischen Hamas-Kämpfern und Zivilistinnen und Zivilisten.

Im juristischen Tauziehen um die von den USA geforderte Auslieferung von Wikileaks-Gründer Julian Assange könnte heute eine Entscheidung zu dessen Berufungsantrag fallen. Dazu ist am Londoner High Court eine Anhörung angesetzt, die voraussichtlich zwei bis drei Stunden dauern soll. Die Unterstützer des 52 Jahre alten gebürtigen Australiers haben zu einer Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude im Zentrum der britischen Hauptstadt aufgerufen.

Die US-Regierung will Assange wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Ihm drohen bis zu 175 Jahre Haft.

Sollte das Gericht den Berufungsantrag erlauben, dürfte das jahrelange juristische Tauziehen zunächst weitergehen. Im Falle einer Ablehnung droht Assange eine baldige Auslieferung. Zumindest in Großbritannien wäre der Rechtsweg dann ausgeschöpft.

Assanges Team will in diesem Fall den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg anrufen. Doch ob dieser eine einstweilige Verfügung erlassen würde, um die Auslieferung zu stoppen, und ob Großbritannien diese beachten würde, gilt als ungewiss.

Bei zwei Angriffen auf Kandidaten für die Kommunalwahlen in Mexiko sind neun Menschen getötet worden. Nach Behördenangaben ereigneten sich die Angriffe in der Nacht auf gestern in den Orten Villa Corzo und Mapastepec im südlichen Bundesstaat Chiapas. Ein Kandidat wurde verletzt. Erst am Donnerstag waren nach einer Wahlkampfveranstaltung in Villa Corzo in einem Hinterhalt sechs Menschen getötet worden, darunter eine Bürgermeisterkandidatin.

In Mexiko finden am 2. Juni Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Zudem werden Tausende Ämter auf kommunaler und regionaler Ebene neu vergeben. Seit September wurden nach Daten einer Bürgerrechtsorganisation mindestens 28 Kommunalwahlkandidaten ermordet. Betroffen sind Politikerinnen und Politiker aller Parteien.

Kriminelle Banden liefern sich in Mexiko seit Jahren brutale Kämpfe um die Vorherrschaft über den Drogenschmuggel in die USA. Seit Beginn eines umstrittenen Militäreinsatzes gegen die Drogenkartelle im Jahr 2006 wurden in dem Land mehr als 450.000 Menschen getötet, weitere 100.000 Menschen gelten als vermisst.

Die Streitkräfte der Demokratischen Republik Kongo (DRK) haben gestern nach eigenen Angaben einen Putschversuch abgewehrt. Kongolesische und „ausländische“ Kämpfer seien an dem versuchten Staatsstreich beteiligt gewesen, sagte Armeesprecher Sylvain Ekenge in einer live übertragenen Ansprache im staatlichen Fernsehen.

Verteidigungs- und Sicherheitskräfte hätten den Angriff auf den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kinshasa umgehend niederschlagen können. Dabei seien einige der Putschisten sowie ihr Anführer „außer Gefecht gesetzt“ worden, sagte Ekenge, ohne zu erklären, ob damit eine Festnahme oder Tötung der Täter gemeint war.

Kamerhe als Politiker nicht unumstritten

Unbekannte Angreifer hatten in der Früh die Residenz des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsministers in Kinshasa umstellt. In Militäruniform gekleidete Bewaffnete hätten versucht, in die Residenz von Vital Kamerhe einzudringen, teilte Kamerhes Sprecher auf der Plattform X (Twitter) mit.

Bei der darauffolgenden Auseinandersetzung seien zwei Sicherheitskräfte und ein Angreifer getötet worden. Kamerhe und seine Familie seien unverletzt. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Residenz seien verschärft worden.

Kamerhe kandidiert in dem zentralafrikanischen Land für den Posten des Parlamentspräsidenten. Seine Kandidatur stößt in Teilen der Regierungspartei auf scharfe Kritik. Der 65-Jährige ist nicht unumstritten: 2020 wurde er wegen Unterschlagung von rund 50 Millionen Euro verurteilt. Nach zwei Berufungen wurde Kamerhe 2022 jedoch freigesprochen. Seitdem ist er wieder Mitglied der Regierungspartei und ein enger Vertrauter von Präsident Felix Tshisekedi.

Chronik

Der US-Rapper Sean „Diddy“ Combs (54) hat sich nach Bekanntwerden eines Gewaltvideos für einen tätlichen Angriff entschuldigt, offensichtlich auf eine Ex-Freundin. „Mein Verhalten in dem Video ist unentschuldbar“, sagte Combs gestern in einer Aufzeichnung auf Instagram. Er übernehme „volle Verantwortung“ für sein Verhalten, er sei damals wie heute davon angewidert. Der Musiker reagierte damit auf ein Überwachungsvideo aus einem Hotel aus dem Jahr 2016, das am Freitag aufgetaucht war.

Darauf war offensichtlich zu sehen, wie Combs auf einem Hotelflur seine damalige Freundin Casandra Ventura misshandelte. In dem Video ist zu sehen, wie er die Frau schlägt, zu Boden wirft und auf sie eintritt.

Einigung nach Klage wegen Vergewaltigung

Die Sängerin Ventura mit dem Künstlernamen Cassie hatte Combs in einer Zivilklage unter anderem sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Einschüchterung und körperliche Gewalt während ihrer Beziehung vorgeworfen. Cassie und Combs einigten sich im vorigen November auf einen Vergleich.

Der Anwalt von Cassie, Douglas Wigdor, hatte nach der Veröffentlichung des Videos am Freitag mit einer Stellungnahme reagiert. Darin schrieb er, dass das „herzzerreißende Video“ ein weiterer Beweis für das „verstörende“ Verhalten von Combs sei. Wigdor verwies auf den „Mut“ und die „Stärke“ seiner Mandantin, dieses Verhalten ans Licht zu bringen.

Vorwürfe bisher stets zurückgewiesen

Mehrere Frauen hatten in der Vergangenheit ähnliche Vorwürfe gegen Combs vorgebracht. Combs, einer der erfolgreichsten Vertreter der Hip-Hop-Branche, der zudem auch als Plattenproduzent, Schauspieler und in anderen Geschäftsfeldern tätig ist, hatte entsprechende Vorwürfe bisher zurückgewiesen.

Ein Schiffsunglück hat sich Samstagabend im ungarischen Veröce im Komitat Pest ereignet. Laut Polizei dürfte ein Hotelschiff mit einem Motorboot kollidiert sein, in dem sich acht Personen befanden. Zwei Insassen starben, eine weitere Person wurde verletzt geborgen. Drei Männer und zwei Frauen werden noch vermisst, berichtete ein Sprecher des Budapester Polizeipräsidiums (BRFK) gestern auf einer Pressekonferenz.

Es sei gestern spätabends eine Nachricht eingegangen, wonach in der Nähe von Veröce ein blutender Mann gefunden wurde, berichtete die Polizei heute Vormittag auf der Pressekonferenz. Gegenüber den Beamtinnen und Beamten habe der Verletzte dann angegeben, dass er mit einem Boot verunglückt sei. Die Behörden nahmen daraufhin sofort die Ermittlungen auf und starteten eine Suchaktion. Auch der Katastrophenschutz und die Rettung wurden alarmiert.

Tote nach Schiffsunglück auf Donau in Ungarn

Ein Schiffsunglück hat sich im ungarischen Veröce im Komitat Pest ereignet. Laut Polizei dürfte ein Hotelschiff mit einem Motorboot kollidiert sein, in dem sich acht Personen befanden. Zwei Insassen starben, eine weitere Person wurde verletzt. Drei Männer und zwei Frauen werden noch vermisst.

Hintergründe noch völlig offen

Im Zuge der Suche seien die Leichen eines Mannes und einer Frau geborgen worden. Auch das Motorboot konnte an Land gezogen werden, zitierte das Onlineportal „444.hu“. Die Polizei stoppte daraufhin ein Hotelschiff bei Komarom. Dieses habe Schäden an den Seitenwänden aufgewiesen, hieß es.

Die Zugehörigkeit des Schiffs ist noch unklar. Auch die weiteren Hintergründe des Vorfalls sind noch offen. Das BRFK hat nun die Ermittlungen aufgenommen. Die Unglücksstelle ist Gegenstand der Erhebungen.

Bei der gestrigen Ziehung von Lotto „6 aus 45“ gibt es zwei Sechser. Bei LottoPlus gab es keinen Sechser, Joker gibt es zwei.

Die Gewinnzahlen bei Lotto „6 aus 45“:

7 13 19 25 33 39/Zusatzzahl: 40

Die richtigen LottoPlus-Zahlen:

2 4 9 11 25 39

Die richtige Joker-Zahl:

6 0 8 0 0 0

Alle Angaben ohne Gewähr

Kultur

Glanz und Elend im Drogenkartell: Der wilde Musicalthriller „Emilia Perez“ mit Zoe Saldana („Avatar“) und Ex-Disney-Star Selena Gomez gilt zur Festivalhalbzeit in Cannes als Überraschungsfavorit. Jacques Audiards elfter Film widersetzt sich allen Kategorien, viele der ersten Kritiken deuten an, der Film könne bei den Preisen eine Rolle spielen.

Selena Gomez
Shanna Besson

Audiard, der sich immer wieder mit radikal unterschiedlichen Soziotopen auseinandersetzt, ist seit seinem Gefängnisthriller „Ein Prophet“ (2009) international ein Begriff. 2014 wurde er für das Immigrantendrama „Dämonen und Wunder“ (Dheepan) mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, in „The Sisters Brothers“ (2018) probierte er sich am Western aus.

„Emilia Perez“ ist der bisher spektakulärste seiner Filme. Die geheimnisvolle Titelheldin taucht aber erst im zweiten Drittel des Films auf, zuvor folgt die Handlung der unterbezahlten, brillanten Anwältin Rita Mora (Saldana), die für geringes Honorar prominente Verbrecher verteidigt.

Kartellboss in Transition

Nach einem weiteren bitteren Erfolg vor Gericht bekommt sie ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Der berüchtigte Drogenkartellboss Manitas verlangt ihre Hilfe. Manitas will heimlich eine geschlechtsangleichende Operation durchführen lassen und als Emilia, wie sie dann heißt, ein Leben ohne Gewalt führen.

So schräg diese Prämisse klingt, Audiard gelingt es, mit den Werkzeugen von Musical, „Narcos“-artigem Thriller, Seifenoper und Sozialdrama einen intensiven Film zu inszenieren, der über mehr als zwei Stunden keinen Moment langweilig ist – und auch in den Songs, geschrieben von der Französin Camille, tatsächlich überzeugt.

Leuchtende Hauptdarstellerin

Manitas/Emilia wird von der spanischen Transschauspielerin Karla Sofía Gascon gespielt, intensiv gefährlich grollend als Gangster und innerlich leuchtend als die neugeborene Emilia, die ihre gewaltsame Vergangenheit hinter sich zu lassen versucht.

Selena Gomez,Zoe Saldana und Karla Sofia Gascon
AP/Invision/Vianney Le Caer

Gomez spielt Manitas‘ Ehefrau, verzweifelt nach dem Verlust ihres totgeglaubten Gatten und mit wildem Lebenshunger. „Emilia Perez“ ist ein gefährlich glitzernder Nachtfilm, der zwischen expliziter Gewalt und bunten Choreografien ein cinematografisches Wunder ist.

Es liegt nahe, dass eine Jury unter Präsidentin Greta Gerwig diesen ungewöhnlichen Film ebenfalls reizvoll findet – doch noch ist im Wettbewerb alles offen: Ali Abbasis „The Apprentice“ über Donald Trump ist da etwa noch zu sehen und „Der Samen der Heiligen Feige“ von Mohammed Rasulof, der erst vor wenigen Tagen aus dem Iran geflohen ist.

Die Preise werden am 25. Mai vergeben.

Panorama

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat mit seiner Raumfahrtfirma Blue Origin weitere sechs Menschen für einen Kurztrip ins All geschickt. Es war bereits der siebente bemannte Start des weitgehend automatisierten Raketensystems „New Shepard“, wie Blue Origin mitteilte.

Die Passagiere hoben gestern Vormittag (Ortszeit) vom Westen des US-Bundesstaats Texas aus ab. Während des Fluges trennte sich die Kapsel von der Rakete, erreichte zeitweise mit Schwerelosigkeit eine Höhe von rund 100 Kilometern über der Erde und landete dann mit Hilfe von Fallschirmen wieder.

Zehnminütiger Kurztrip ins All

Jeff Bezos hat mit seiner Raumfahrtfirma Blue Origin sechs Menschen für einen Kurztrip ins All geschickt, darunter war auch der 90-jährige Ed Dwight. Er war in den 1960er Jahren der erste Afroamerikaner, der eine Astronautenausbildung durchlief, es bis heute aber nicht ins Weltall schaffte.

Diesmal waren fünf Männer und eine Frau an Bord, darunter der französische Unternehmer und Brauereibesitzer Sylvain Chiron (52) und der 90-jährige Amerikaner Ed Dwight.

Der frühere Air-Force-Pilot Dwight war in den 1960er Jahren der erste Afroamerikaner, der damals eine Astronautenausbildung durchlief, am Ende aber nicht für Weltraumflüge der NASA ausgewählt wurde. Zuletzt hatte das Unternehmen Blue Origin im August 2022 sechs Weltraumtouristen ins All befördert.